«Wenn Sie ein US-Startup namens X haben, und nicht die Domain x.com besitzen, sollten Sie Ihren Namen wahrscheinlich ändern.»
Das sagt Paul Graham, Mitgründer des Seed Accelerator Y Combinator, der schon in viele Startups wie Dropbox und Airbnb investiert hat. Dabei geht es nicht einmal um den offensichtlichen Vorteil, besser gefunden zu werden, wenn Domain und Unternehmensname übereinstimmen. Der einfache Grund ist ein anderer:
Fehlt die übereinstimmende Domain, signalisiert dies Schwäche.
Nur wenn man schon sehr bekannt ist, kann man auf die übereinstimmende Domain verzichten. Google kann es sich leisten, seine neue Holding Alphabet unter der Domain abc.xyz zugänglich zu machen und die Domain alphabet.com links liegen zu lassen. Ein Startup sollte jedoch nicht auf eine abweichende Domain setzen. Für Unternehmen, in die Y Combinator investiert, nennt Graham Zahlen: 100 Prozent der 20 wertvollsten Unternehmen haben die übereinstimmende Domain. 94 Prozent der TOP 50 Unternehmen haben sie ebenfalls. Bei frisch hinzugekommenen Startups, in die Y Combinator gerade investiert hat, sind es nur 66 Prozent.
Die Gründe für die falsche Wahl sind häufig eine falsche Identifikation mit einem bereits gewählten Namen und mangelnde Phantasie bei der Namenswahl. Gründer verrennen sich häufig in der Vorstellung, dass es nichts besseres als den bereits gewählten Namen gäbe. Dabei kann jede Wortkombination, die nicht offensichtlich ungeeignet ist, ebenso funktionieren. Die Namensfindung des Finanzdienstleisters stripe illustriert die Herausforderung sehr gut. Den Namen, den das Unternehmen schlussendlich wählte, war nicht die erste Wahl. Vor stripe, wurde forge favorisiert. Das Verb to forge bedeutet einerseits
- the smith forges swords and knives: hammer out, beat into shape, found, cast, mould, model; form, shape, make, manufacture, produce; construct, form, create, establish, set up, put together[1]
- forge ahead: advance rapidly, progress quickly, make swift progress, increase speed, put a spurt on[1]
und enthält damit viele positive Attribute. Andererseits steht das Verb to forge auch für
- fake, falsify, counterfeit, copy fraudulently, copy, imitate, reproduce, replicate, simulate; informal pirate.[1]
Forge als Unternehmensname für einen Finanzdienstleister wäre höchst unglücklich gewählt. Fehlt es den Gründern an Phantasie, sollten sie sich mit jemandem zusammensetzen, der diese Phantasie mitbringt.
Die Aussage Grahams, dass Unternehmensname und Domain übereinstimmen sollten, trifft auch auf deutsche Startups zu, allerdings mit der Ergänzung, dass neben der Top-Level-Domain .com auch die Endung .de zulässig ist. Konzentriert sich das Unternehmen auf den US-amerikanischen Raum, sollte es bei .com bleiben.
Ein Unternehmen kann den Fehler bei der Domainwahl zwar durch einen späteren Ankauf der korrespondierenden Domain korrigieren, der Inhaber muss auch zum Verkauf bereit sein. Dienste wie flickr und delicious haben sich erst nach der Gründung die Domain gekauft, unter der ein User das Unternehmen erwarten würde.
Startup-Domain | Erworbene Domain | Verwendung |
---|---|---|
del.icio.us | delicious.com | Das Unternehmen tritt unter delicious.com auf |
flickr.com | flicker.com | Das Unternehmen tritt unter flickr.com auf und leitet die Domain flicker.com auf flickr.com weiter |
Offizielle Verkaufspreise haben weder Käufer noch Verkäufer publiziert. Angeblich hatte der frühere Inhaber der Domain flicker.com bereits ein Angebot in Höhe von US$ 600.000 abgelehnt. Für die Domain delicious.com kursiert in Domain-Foren ein Verkaufspreis von US$ 100.000. Der Bookmark-Dienst begründete den Ankauf folgendermaßen:
So why did we switch to delicious.com? We’ve seen a zillion different confusions and misspellings of “del.icio.us” over the years (for example, “de.licio.us”, “del.icio.us.com”, and “del.licio.us”), so moving to delicious.com will make it easier for people to find the site and share it with their friends.
- Quelle: Oxford Thesaurus of English ↩