Für Domains gilt die Regel: »je kürzer, umso besser«. Die kürzesten Domains gehören auf dem Sekundärmarkt zu den teuersten. Und selbst für mehrere Millionen Euro sind diese Domains nicht unter allen Endungen erhältlich. Nur drei Ein-Zeichen-Domains existieren beispielsweise unter der .com-Endung: q.com, x.com und z.com. Demnach müssten Ein-Zeichen-Domains die attraktivsten Domains überhaupt sein. Aber warum ist das so?
Die Lage von Ein-Zeichen-Domains in Deutschland
In Deutschland war die Registrierung einstelliger .de-Domains ursprünglich nicht möglich. Vor 2009 existierten keine Ein-Zeichen-Domains und nur drei Zwei-Zeichen-Domains unter der .de-Endung: db.de, ix.de und hq.de.
Dies änderte sich über Nacht mit einer Klage gegen die DENIC. Für Volkswagen war die Kurzbezeichnung VW so bedeutend, dass Volkswagen die DENIC verklagte, um die Domain vw.de zu erhalten. Die DENIC hatte sich bis zum Schluss geweigert, zweistellige .de-Domains anzubieten. Das Gericht sah darin eine Diskriminierung des VW-Konzerns. Als die DENIC ihre Revision vor dem OLG Frankfurt verlor, öffneten sich die sprichwörtlichen Schleusen: vw.de wurde an Volkswagen vergeben und alle anderen ein- und zweistelligen .de-Domains wurden 2009 nach dem Prinzip »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst« vergeben.
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Und wie sieht die Nutzung 14 Jahre nach der Freigabe aus? Im folgendem Abschnitt analysieren wir alle Ein-Zeichen-Domains ohne Umlaute, also nur 36 Domains: a-z und 0–9 jeweils mit der Endung .de.
Trotz ihrer offensichtlichen Attraktivität werden Ein-Zeichen-Domains kaum aktiv genutzt. Unter den 36 möglichen Domains sind nur 9 kommerzielle Seiten zu finden. Viele dieser Seiten bestehen hauptsächlich aus Affiliate-Links und bezahlter Werbung, eingebettet in schlecht gepflegte und veraltete Inhalte. Einzig die Leipziger Gruppe verwendet die Domain L.de professionell. Das Unternehmen ist in den Bereichen Energie, Mobilität und Wasserversorgung aktiv, doch bundesweit ist es wenig bekannt.
15 der 36 Domains lösen nicht korrekt auf, haben fehlerhafte Weiterleitungen oder nutzen eine Parkingseite. 12 weitere Domains haben zumindest eine funktionierende Weiterleitung, die unterschiedlich genutzt werden. Beispielsweise:
- Die Domain b.de erweckt den Anschein, als ob binance.com (die weltweit größte Kryptoplattform) Domaininhaber ist. Die in der URL hinterlegte Referral-Information lässt allerdings vermuten, dass die Weiterleitung nur angelegt wurde, um Affiliate-Provisionen einzustreichen oder die Aufmerksamkeit der Börse zu gewinnen, um Verkaufsverhandlungen einzuleiten.
- x.de leitet auf eine Parkingseite von Sedo um, wo die Domain für 900.000 USD angeboten wird. Möglicherweise hofft der Besitzer, dass Elon Musk, der kürzlich x.ai erworben hat, Interesse zeigt.
Es ist überraschend, dass nur wenige bundesweit bekannte Marken Ein-Zeichen-Domains nutzen und dann ausschließlich als Weiterleitung. Die bekanntesten Domain-Inhaber mit den passenden Domains sind:
- t.de (Telekom)
- s.de (Sparkasse)
- c.de (Chip)
Das Bild unterscheidet sich übrigens nicht von den Ein-Zeichen-Domains unter .com. Keine wird aktiv genutzt, sondern präsentiert einen Platzhalter oder leitet weiter.
Warum werden Ein-Zeichen-Domains nicht genutzt?
Die Gründe sind unterschiedlich, warum Ein-Zeichen-Domains von sehr großen Unternehmen so zurückhaltend genutzt werden. Plausibel ist der Fokus auf Markenidentität und -kohärenz: Große Unternehmen investieren in ihre Markenidentität. Oftmals ist der Domainname bereits in das Markenimage eingebettet. Die Umstellung auf eine Ein-Zeichen-Domain kann zu Verwirrung führen und die Markenkohärenz beeinträchtigen.
Womöglich sind auch die Preisvorstellungen der Domain-Inhaber zu weit von den Angeboten potentieller Käufer entfernt, wenn Marke und Domain sich nicht sinnvoll in Einklang bringen lassen. Für einen unternehmenseigenen Domain-Kürzungsdienst wie t.co für Twitter sind die Domains wohl zu teuer.
Ein-Zeichen-Domains sind im Moment die Ausnahme zur Regel »je kürzer, umso besser«.