Die Veröffentlichung der New-gTLD-Bewerberliste hat am Mittwoch in vielerlei Hinsicht für Klarheit gesorgt. Endlich ist bekannt, wer sich um welche Domain-Endungen beworben hat. Doch die 53 Seiten umfassende Liste der ICANN sorgte an manchen Stellen auch für Verwirrung. So gibt es zwei unterschiedliche Bewerbungen aus Afrika, die eigentlich gleich sind. Irgendwie. Oder auch nicht, wie sich inzwischen herausgestellt hat.
Als die Internetverwaltung auf einer Pressekonferenz in London am Mittwochnachmittag die Liste mit den 1.930 Bewerbungen veröffentlichte, war die Überraschung im Social-Media-Team von united-domains groß. UniForum hatte sich wie angekündigt um die TLD .africa beworben – allerdings als einzige Organisation. Die Konkurrenz von DotConnectAfrica, die ebenfalls angekündigt hatte, ins Rennen um die Domain-Endung des Kontinents einzusteigen, tauchte erst elf Seiten später auf – und zwar als Bewerber um die TLD .dotafrica.
Führte ein Tippfehler zu .dotafrica?
Was war passiert? Hatte DotConnectAfrica in letzter Sekunde einen Rückzieher gemacht, da man sich keine Chancen gegenüber der Bewerbung von UniForum ausrechnete? Schließlich kann sich UniForum, das seit 1995 die TLD für Südafrika (.za) verwaltet, auf die offizielle Unterstützung der African Union berufen. Oder hatte sich ein Mitarbeiter von DotConnectAfrica bei der Eingabe der Bewerbung ins Online-System TAS schlichtweg vertippt, indem der Punkt (engl. „dot“) vor der eigentlichen Domain-Endung ausgeschrieben wurde?
Während Letzteres zunächst zu absurd klingt, um wahr zu sein, taugt die erste Vermutung auf den zweiten Blick auch nicht als Erklärung. Denn die Beantragung einer Domain-Endung namens .dotafrica erscheint nicht gerade als clever. Die ICANN macht in ihrem Bewerbungshandbuch deutlich, dass zu ähnlich klingende TLDs nicht gleichermaßen eingeführt werden. .dotafrica dürfte es bei der nun anstehenden Evaluierung also schwer haben gegenüber .africa.
Sollte die ICANN beide TLDs zulassen, wäre .dotafrica allerdings deutlich im Nachteil und phonetisch betrachtet zudem ziemlich unpraktisch. Ein Beispiel: Nehmen wir einmal an, ich hätte die E-Mail-Adresse lennart@united-domains.dotafrica. Möchte ich jemandem auf englisch verbal meine E-Mail-Adresse mitteilen, wäre ich gezwungen zu sagen: „Lennart at united minus domains dot dot Africa.“ Und müsste dann genau erklären, welcher der beiden „dot“ als englisches Wort ausgeschrieben wird und welcher nicht. Ein Graus.
DotConnectAfrica attackiert UniForum
Inzwischen hat DotConnectAfrica in Form einer Pressemitteilung auf die rund um ihre Bewerbung entstandene Verwirrung reagiert. Darin heißt es, dass man sich „selbstverständlich“ um .africa beworben habe. Dies werde die ICANN im Rahmen ihrer Prüfung ähnlicher Domain-Endungen auch feststellen, glauben die Initiatoren von DotConnectAfrica.
Wie es trotzdem dazu kommen konnte, dass sich DotConnectAfrica laut offizieller ICANN-Liste um .dotafrica beworben hat, wird in der Pressemitteilung nicht erklärt. Stattdessen wird die Konkurrenz angegriffen, die sich nicht zu früh freuen solle. Schließlich gelte die Unterstützung der African Union der Organisation „UniForum SA/ZA Central Registry“ und nicht der in der ICANN-Liste aufgeführten „UniForum SA trading as Registry.Africa“. Die „sich selbst beglückwünschenden Gesten“ im UniForum-Lager seien „töricht und wahnhaft“.
Starker Tobak, mit dem DotConnectAfrica wohl eher von seinem eigenen, peinlichen Fehler ablenken möchte.