Die Internetverwaltung ICANN hat am Mittwoch die Liste mit allen angenommenen Bewerbungen um die neuen Domain-Endungen veröffentlicht. Wir haben einige Erkenntnisse zusammengefasst.
Insgesamt liegen der ICANN 1.930 Bewerbungen vor, verteilt auf 1.409 unterschiedliche Top-Level-Domains. Dazu zählen auch 106 IDNs (Internationalized Domain Names) ab, die Domain-Endungen in u.a. arabischer und kyrillischer Schrift beinhalten – aber nicht nur, da auch TLDs mit deutschen Umlauten (z.B. .vermögensberater) zur IDN-Kategorie zählen.
Apropos deutsch: 70 New-gTLD-Bewerbungen sind unter deutscher Flagge bei der ICANN eingegangen, darunter Anträge von Automobilherstellern wie Audi (.audi) und BMW (.bmw), aber auch beispielsweise von der Deutschen Post, die TLDs für ihre diversen Marken (.deutschepost), Produkte (.epost) und Tochterunternehmen (.dhl) einführen möchte.
Von den großen deutschen Automobilherstellern glänzen indes der Daimler-Konzern (Mercedes-Benz) sowie Porsche durch Abwesenheit. Das überrascht insofern, da die direkten Wettbewerber beider Marken auf der Liste vertreten sind. Porsche scheint sogar die einzige Marke des Volkswagen-Konzerns zu sein, die sich um keine eigene Domain-Endung bemüht.
Autohersteller fahren auf eigene TLDs ab
Generell lässt sich allerdings feststellen, dass die Automobilindustrie im wahrsten Sinne des Wortes auf die neuen TLDs abfährt. Neben den genannten Herstellern aus Deutschland bewerben sich auch bekannte Automarken aus den USA, Japan und Italien um ihre eigenen TLDs.
Für eine der größeren Überraschungen des „Reveal Day“ sorgte übrigens Google. Der Internet-Gigant hat sich nicht bloß für rund 50 TLDs beworben, wie zuletzt in Branchenkreisen spekuliert worden war, sondern für insgesamt 101. Hierzu schafft Google eigens eine Registry-Firma namens Charleston Road Registry Inc. Mit 101 New-gTLD-Bewerbungen ist Google bzw. die Charleston Road Registry übrigens die Nummer eins bei der Anzahl der Bewerbungen.
Amazon bewirbt sich in Europa
Auf Platz zwei mit 76 Bewerbungen folgt Amazon, das nebenbei durch einen klugen Schachzug auffällt. Das US-amerikanische Versandhaus hat seine Bewerbungen (u.a. .amazon, .kindle, .tunes) über seine europäische Tochtergesellschaft in Luxemburg eingereicht. Dies erhöht die Chancen, beim bereits laufenden „Batching“-Prozess möglichst viele Bewerbungen in den ersten Stapel zu hieven, da alle fünf ICANN-Weltregionen (Nordamerika, Europa, Afrika, Asien/Pazifik/Australien, Südamerika/Karibik) bei der Zuteilung der ersten 500 Plätze zu gleichen Teilen berücksichtigt werden. Die Konkurrenz in Europa (675 Bewerbungen) ist nämlich etwas kleiner als in Nordamerika (911).
Das bedeutet übrigens auch, dass die 17 Bewerbungen aus Afrika unabhängig von ihrem Abschneiden beim digitalen Bogenschießen genauso geschlossen im ersten „Batch“ landen wie die 24 aus Südamerika und der Karibik. Dies bestätigte ICANN-Präsident Rod Beckstrom auf der großen Pressekonferenz anlässlich des „Reveal Day“ in London am Mittwoch.
Gebührenrückerstattung in Millionenhöhe
Darüber hinaus werden voraussichtlich auch alle Bewerbungen für Domain-Endungen, die anderen Bewerbungen zu stark ähneln (z.B. .web und .webs) in den ersten Evaluierungsstapel gehievt, um möglichst früh hinsichtlich der Frage für Klarheit zu sorgen, welche der beiden TLDs tatsächlich die Chance erhält, eingeführt zu werden. Dass zwei zu ähnliche klingende Domain-Endungen nämlich gemeinsam zugelassen werden, hatte die ICANN bereits beim Start des New-gTLD-Programms ausgeschlossen.
Rund 350 Millionen US-Dollar nahm die Internetverwaltung in Form von Registrierungs- und Bearbeitungsgebühren im Zuge des Programms ein. Wegen der Datenpanne kurz vor Ende der geplanten Bewerbungsfrist musste die ICANN aber knapp 3,4 Millionen US-Dollar an insgesamt 85 Bewerber erstatten.
Die komplette Liste mit sämtlichen Bewerbungen und allen Bewerbern finden Sie hier zum Download.