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Neue Bewerbungsrunde für neue Domain-Endungen: Alles, was Sie wissen müssen

Im März 2023 startete die Planung für neue generische Top-Level-Domains (gTLDs) mit dem Ziel, bis zum 1. August 2023 einen umfassenden Umsetzungsplan vorzulegen. Wenn es keine Verzögerungen gibt, könnten dann im Mai 2026 die ersten Bewerbungen für eine eigene Top-Level-Domain eingereicht werden.

Eine Bewerbung für eine neue gTLD ist komplex, da sie die Gründung und den Betrieb eines Registrierungsgeschäfts erfordert. Interessenten müssen betriebliche, technische und finanzielle Fähigkeiten nachweisen und bestimmte Anforderungen erfüllen, die im ‚Applicant Guide Book‘ (AGB) festgelegt sind. Die Bewerbung um eine eigene Top-Level-Domain ist zudem mit erheblichen Kosten verbunden.

Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum aktuellen Stand des zukünftigen Bewerbungsverfahrens für neue Domain-Endungen. Sie erfahren warum sich eine Bewerbung lohnen könnte, und erhalten Einblicke in die Bewerbungsanforderungen. Darüber hinaus betrachten wir »Brand TLDs« (Domain-Endungen für Marken) und erläutern, wer sich für neue generische Top-Level-Domains interessieren sollte.

1. Wie ist der aktuelle Stand des Bewerbungsverfahrens?

Im März 2023 gab das ICANN Board of Directors den offiziellen Start des Implementierungsprozesses für neue generische Top-Level-Domains bekannt. Es beauftragte die Mitarbeiter der ICANN, bis spätestens 1. August 2023 einen umfassenden Implementierungsplan einschließlich Arbeitsplan, Informationen zum Infrastrukturdesign, Zeitplänen und den erforderlichen Ressourcen für die anstehenden Arbeiten vorzulegen.

Diese Anweisung bedeutet jedoch nicht, dass das Bewerbungsfenster schon im August 2023 öffnet. Es steht lediglich fest, dass zu diesem Zeitpunkt ein umfassender Implementierungsplan verfügbar sein soll. Mit der Ausarbeitung dieses Plans ist das Implementation Review Team (IRT) beauftragt. Eine der Hauptaufgaben des IRT besteht darin, das nächste Bewerberhandbuch zu erstellen, welches die Einzelheiten der kommenden Einführungsrunde regelt.

2. Wann kann ich mich um eine eigene neue Top-Level-Domain bewerben?

Der genaue Zeitpunkt für die Öffnung des nächsten Bewerbungsfensters ist noch ungewiss. ICANN hat jedoch den Wunsch geäußert, die nächste Einführungsrunde im Mai 2026 zu starten. Laut einem Arbeitspapier aus Mai 2023 soll ICANN die Zeitpläne und Sitzungsfolgen überprüfen, sobald die erforderlichen Unterlagen erstellt und bereit für die Prüfung sind. Aber dieses Datum ist weder offiziell bestätigt noch endgültig festgelegt. Insbesondere die Arbeiten am Applicant Guide Book könnten eine Verschiebung des Starttermins verursachen.

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3. Entspricht die Bewerbung um eine neue generische Top-Level-Domain der Registrierung eines Domain-Namens?

Eine Anfrage für eine neue generische Top-Level-Domain entspricht nicht der Registrierung eines Domainnamens. Unternehmen und Personen können heute fast überall auf der Welt Domain-Namen wie mein-name.com oder marke.de registrieren. Eine Bewerbung für eine neue generische Top-Level-Domain ist jedoch deutlich komplexer. Ein Bewerber für eine neue Domain-Endung beantragt im Grunde genommen die Gründung und den Betrieb eines Registrierungsgeschäftes, das das Domain Name System unterstützt. Als Betreiber einer neuen generischen Top-Level-Domain übernimmt man einen Teil der öffentlich sichtbaren Infrastruktur des Internets und trägt eine erhebliche Verantwortung.

4. Kann ich mich um eine neue Top-Level-Domain bewerben?

Die ICANN bietet zu bestimmten Zeiten Bewerbungsfenster für private oder öffentliche Institutionen, die über die notwendigen betrieblichen, technischen und finanziellen Ressourcen verfügen, um eine neue generische TLD zu verwalten. Sie müssen diese Fähigkeiten nachweisen und bestimmte spezielle Anforderungen erfüllen. Ein ‚Applicant Guide Book‘ (AGB), das gerade überarbeitet wird, liefert alle Details des Bewerbungsprozesses. Beachten Sie jedoch, dass Bewerbungen nicht jederzeit möglich sind, sondern nur innerhalb eines zeitlich festgelegten Fensters eingereicht werden können. Das letzte solche Fenster öffnete am 12. Januar 2012 und schloss nach einer technischen Unterbrechung am 30. April 2012. Derzeit nimmt die ICANN keine Bewerbungen für neue generische Top-Level-Domains entgegen.

5. Was sind sogenannte „Brand TLDs“ oder .brands und welche Vorteile haben diese für Unternehmen?

Die nTLDs, die Unternehmen zur Sicherung ihrer Markenrechte eingeführt haben, bezeichnet man als Brand TLDs oder .brands. Beispiele hierfür sind .adac, .amazon, .bmw, .bosch, .deloitte und .sap.

Diese Markenendungen bieten eine Reihe von Vorteilen. Einer davon ist die hohe Sicherheit. Nur der Betreiber entscheidet, wer einen Domain-Namen unter seiner .brand registrieren darf.

Ein weiterer Vorteil ist das Vertrauen, das sie bei den Kunden schaffen. Unter einer Domain-Endung sind weltweit alle Leistungen eines Unternehmens zu finden. So wissen die Besucher stets, dass sie sich auf der richtigen Webseite befinden. Aus diesem Grund gilt eine .brand häufig als besonderes Gütesiegel, während eine .com-Domain von jedem registriert werden kann.

Zudem sind unter einer .brand noch alle Domains verfügbar, da es keine Beschränkungen durch bereits registrierte Domain-Namen gibt. Domains unter einer .brand lassen sich zudem bei Bedarf punktgenau registrieren und löschen. Eine vorsorgliche Registrierung, beispielsweise für neue Projekte, um deren Verfügbarkeit sicherzustellen, ist nicht notwendig. Gelöschte Domains können zudem nicht von Dritten registriert werden, die versuchen, den Traffic auszunutzen.

6. Was kostet eine Bewerbung?

Es ist schwierig, eine pauschale Aussage über die Kosten einer Bewerbung zu treffen, da sie sich aus einer Reihe von Posten zusammensetzen, die stark variieren können.

Zunächst lag bei der Einführungsrunde im Jahr 2012 die Bewerbungsgebühr bei US$ 185.000. Doch aufgrund der allgemeinen Kostensteigerungen hat ICANN bereits angekündigt, dass sie die Bewerbungsgebühr in der nächsten Runde deutlich erhöhen wird. Sie könnte sich also voraussichtlich zwischen US$ 240.600 und US$ 270.000 bewegen. Sollten Sie Ihre Bewerbung zurückziehen, könnte eine teilweise Rückerstattung erfolgen. Zudem plant ICANN, weniger finanzkräftigen Bewerbern, beispielsweise aus Entwicklungsländern, Fördermittel zur Verfügung zu stellen.

Für das Bewerbungsverfahren selbst sollten Sie einen fünf- bis sechsstelligen Betrag für Personal- und Beratungskosten einplanen. Dies beinhaltet die Ausarbeitung von Vergabe- und Registrierungsrichtlinien sowie die Klärung rechtlicher Fragen, die bei der weltweiten Nutzung einer neuen Top-Level-Domain auftreten können. Zusätzlich sollten Sie einen Marketing- und PR-Plan erstellen, um Ihre neue generische Top-Level-Domain bekannt zu machen und am Markt zu positionieren.

Sollte Ihre Bewerbung erfolgreich sein, entstehen Kosten für das Management der Registry sowie für die Anschaffung und Wartung der notwendigen Technik. Darüber hinaus müssen Sie eine jährliche Gebühr an ICANN zahlen, die derzeit bei US$ 25.000 liegt.

Abschließend fallen pro registrierter Domain jährliche Betriebskosten von US$ 1 bis US$ 2 an. Diese Kosten hängen in der Regel von der Anzahl der registrierten Domains ab.

Bitte beachten Sie, dass diese Liste weder verbindlich noch abschließend ist. Die genauen Details werden erst bekannt gegeben, wenn die Endfassung des „Applicant Guide Book“ veröffentlicht wird.

7. Warum sollte ich mich um eine eigene Top-Level-Domain bewerben?

Die Motivationen, eine eigene generische Top-Level-Domain anzustreben, variieren stark und spiegeln die Breite des Bewerberfelds wider. Drei Hauptgründe stechen besonders hervor:

  • Erstens bietet die Etablierung eines eigenen, langfristigen und gewinnorientierten Geschäftsmodells eine aussichtsreiche Perspektive. Dieses Modell könnte den Verkauf von Domain-Registrierungen über ein Netzwerk akkreditierter Domain-Registrare beinhalten.
  • Zweitens kann die eigene Top-Level-Domain als Plattform für den eigenen Markenauftritt dienen. Sie ermöglicht verbesserte Promotionmöglichkeiten für Ihre Produkte und Dienstleistungen. Darüber hinaus bietet sie eine gesicherte und dadurch besonders vertrauenswürdige Umgebung für den Einstieg in internationale Märkte.
  • Drittens, aus defensiver Perspektive, können Sie Ihre Marke und Reputation schützen, indem Sie eine Registrierung vornehmen. Mit der Kontrolle über die externe Datenübertragung und die interne Unternehmenskommunikation, einschließlich E-Mails, schaffen Sie einen geschützten Raum.

Diese Faktoren sollten bei der Überlegung, sich um eine eigene Top-Level-Domain zu bewerben, berücksichtigt werden.

Wer sollte sich über neue generische Top-Level-Domains informieren?

Neue Top-Level-Domains gestalten das Internet. Experten für Werbung, Marketing und Branding sowie Investoren sollten frühzeitig eine mögliche Bewerbung in Betracht ziehen. Aber auch Unternehmen, Regierungen, Non-Profit-Organisationen, Fachverbände, Markeninhaber und Anwälte mit Fokus auf geistiges Eigentum.

Die Bewerbungsentscheidung basiert nicht nur auf Kosten. Domain-Namen befinden sich oft im Schnittpunkt von IT-, Marketing- und Rechtsabteilungen. Daher erfordert es aufwändige und zeitintensive Koordinationsprozesse, um eine Entscheidung zu treffen. Es ist wichtig, nicht unvorbereitet oder uninformiert in den Bewertungs- und Bewerbungsprozess für eine neue generische Top-Level-Domain einzutreten.

Die Chance, einen kleinen Teil des Internets zu besitzen, sollten Unternehmen im Rahmen einer umfassenden digitalen Strategie prüfen. Für diese Erkundung bleibt noch Zeit. Wir beantworten Ihnen gerne Ihre Fragen zu einer eigenen TLD-Bewerbung.

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8. Warum werden neue Top-Level-Domains eingeführt?

Die Einführung neuer Top-Level-Domains (nTLDs) ist Teil der Kernaufgaben der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN). Das Ziel ist es, den Wettbewerb im Bereich der Domain-Namen zu fördern und gleichzeitig die Sicherheit und Stabilität des Internets zu sichern.

Schon um die Jahrtausendwende war klar, dass das Domain Name System mit dem rapiden Wachstum des Internets nicht mithalten konnte. Über 160 Millionen Domains sind allein unter .com registriert, bei .de sind es über 17 Millionen. Das Finden freier, attraktiver und einprägsamer Internetadressen wird somit immer schwieriger.

Als Lösung entschied sich ICANN, das Domain-Namenssystem schrittweise weiterzuentwickeln und den Wettbewerb zwischen den verschiedenen Registrierungsstellen (Registry) zu erleichtern. So entstand eine größere Auswahl für Endnutzer. Im Jahr 2000 führte ICANN sieben neue gTLDs ein: .aero, .biz, .coop, .info, .museum, .name und .pro. 2004 kamen .asia, .cat, .jobs, .mobi, .post, .tel und .travel hinzu.

Ein bedeutender Fortschritt gelang 2012, als Unternehmen, Organisationen, Communities, Marken, Städte und Regionen weltweit erstmalig für eine bestimmte Zeit eine generische Top-Level-Domain bei ICANN beantragen konnten. Mit über 1.900 eingegangenen Bewerbungen war die Einführungsrunde ein großer Erfolg. Daraus resultierte eine Erweiterung des Domain Name Systems um hunderte neue Endungen wie .blog, .shop, .live, .audi, .bmw oder .berlin. Heute sind über 30 Millionen Domains unter einer seit 2012 eingeführten neuen generischen Domain-Endung registriert.

9. Welche Stolpersteine können die nächste Einführungsrunde verzögern?

Ein Stolperstein sind die sogenannten „closed generics“. Diese Begriffe, wie zum Beispiel .blog, .cloud oder .music, haben wegen ihrer allgemeinen Beschreibungen meist keine Markenrechte. Einige Bewerber für nTLDs planten jedoch, diese exklusiv für sich selbst zu nutzen und keine freie Registrierung von Second-Level-Domains zu erlauben. Hier wird gefordert, dass der Betrieb solcher Endungen im öffentlichen Interesse liegen und an bestimmte Auflagen geknüpft sein muss.

Die Diskussionen über die Implementierung internationalisierter Domain-Namen (IDNs), die über das lateinische Alphabet hinausgehen, sind noch nicht abgeschlossen. Darüber hinaus drängen Lobbyverbände wie die Brand Registry Group (BRG) auf ein schnelleres Verfahren zur Einführung weiterer generischer Top-Level-Domains. Sie fordern unter anderem, dass technische und finanzielle Anforderungen für Bewerber um eine Marken-Endung reduziert werden.