Drop Catching: Warum das Löschen einer Domain teuer werden kann

Was ist »Drop Catching«?

Beim »Drop Catching« geht es um das gezielte und schnelle Registrieren von Domains, die gerade frei geworden sind. Oftmals handelt es sich bei diesen Domains um wertvolle Adressen, die entweder einen hohen Markenwert haben, aufgrund ihrer Kürze oder Einprägsamkeit begehrt sind oder einen hohen Besucher-Traffic haben.

Dallas Cowboys lassen Domain auslaufen

2010 vergaßen die Dallas Cowboys, ihre Domain zu verlängern. Laut CNET konnten Fans des American-Football-Teams nicht auf dallascowboys.com zugreifen, gerade als das Team seinen Trainer entließ. Statt aktueller Team-News sahen die Besucher ein Bild von zwei Kindern, die Fußball spielten, und einen Hinweis darauf, dass die Domain zum Verkauf stand.

Warum ist Drop Catching interessant?

Drop Catching fasziniert aus einem einfachen Grund: Geld. Wer eine Domain registriert, bevor sie anderen wieder zur Verfügung steht, kann davon finanziell profitieren. 

1. Verkauf der Domain: Viele Domains haben einen bereits etablierten Wert. Bekannte Namen oder spezifische Keywords ziehen Käufer an. Drop Catcher schnappen sich diese Domains und verkaufen sie zu höheren Preisen – manchmal sogar an den ehemaligen Domain-Inhaber, der die Löschung bereut oder sich der Konsequenzen nicht bewusst war.

2. Werbeanzeigen und Affiliate-Marketing: Einen bereits etablierten Domainnamen können Drop Catcher für Affiliate-Links nutzen. Die Besucher, die aus Gewohnheit oder durch Fehler auf diese Domain gelangen, werden dann zu Partnerseiten weitergeleitet. Dort kassieren die Drop Catcher Provisionen. Alternativ bauen Drop Catcher häufig Werbeseiten auf diesen Domains auf. Jeder Klick auf eine Anzeige generiert Einnahmen.

Kurz gesagt: Drop Catching bedeutet nicht nur das schnelle Registrieren einer Domain, sondern auch das schnelle Geldverdienen durch den Wiederverkauf, Affiliate-Provisionen und Werbeeinnahmen. Daher sollten Domaininhaber zweimal überlegen, bevor sie eine wertvolle Domain löschen. Es könnte genau die Gelegenheit sein, auf die ein Drop Catcher gewartet hat.

Vom Ketchup-Etikett direkt zur Erotik-Seite: Was bei Heinz floppte

Ein Kunde scannte den QR-Code auf einer Heinz Ketchup-Flasche, der auf eine Domain weiterleitete, in der Annahme, er könne dort sein eigenes Ketchup-Etikett gestalten. Stattdessen landete er auf einer Erotik-Website.

Überrascht von seiner Entdeckung, postete der Kunde einen Hinweis auf die Facebook-Seite von Heinz. Das Unternehmen entschuldigte sich und klärte auf, dass es sich bei der Flasche um einen Restposten einer älteren Kampagne handelte. Als Geste der Wiedergutmachung erhielt der Kunde die Möglichkeit, ein Etikett nach seinen Vorstellungen zu kreieren und bekam zudem eine kostenlose Flasche Ketchup zugeschickt.

Was war passiert? Heinz hatte die Domain www.sagsmitheinz.de nach Ablauf der Kampagne gelöscht, aber Restbestände der Etiketten mit der gelöschten Domain verwendet. Der Erotik-Anbieter nutzte die Gelegenheit, die freie Domain zu registrieren und leitete alle User, die die Domain aufriefen, auf sein Erotikangebot weiter.

Diese skurrile Panne zog internationale Aufmerksamkeit auf sich. Heute werden Parking-Inhalte unter der Domain angezeigt und die Domain wird für 1.188 € zum Kauf angeboten. Eine Weiterleitung der Microsite-Domain auf die Hauptdomain wäre mit minimalen Kosten verbunden und hätte Heinz viel Ärger erspart.

 

Wie funktioniert »Drop Catching«?

Ein »Drop Catcher« verwendet spezielle Dienste, um nach bald freiwerdenden Domains zu suchen. Wenn eine Domain bald gelöscht wird, prüft er, ob es sich lohnt, sie zu registrieren. Dabei beachtet und recherchiert er diese Kriterien:

  • Bestehender Traffic: Ein hohes Maß an bestehendem Traffic zeigt, dass die Domain bereits von vielen Nutzern besucht wurde, was auf ihren Wert und ihre Popularität hinweist.
  • Verkaufspotential: Hierbei wird betrachtet, wie begehrt eine Domain auf dem Markt sein könnte und wie viel sie potenziell bei einem Weiterverkauf einbringen könnte.
  • Keyword-Relevanz: Eine Domain, die wichtige oder häufig gesuchte Keywords enthält, kann für bestimmte Branchen oder Geschäftsfelder besonders wertvoll sein.
  • Länge der Domain: Kurze Domains sind in der Regel leichter zu merken und einzugeben, was sie attraktiver und wertvoller macht.
  • Alter der Domain: Ältere Domains können als vertrauenswürdiger angesehen werden, insbesondere von Suchmaschinen, was ihr Ranking und ihre Glaubwürdigkeit erhöhen kann.
  • Rückkaufwahrscheinlichkeit seitens des ehemaligen Domaininhabers: Wenn der ehemalige Inhaber der Domain ein großes Interesse haben könnte, sie zurückzukaufen, kann dies den Wert der Domain für einen Drop Catcher erhöhen.
  • Suchmaschinen-Ranking: Hat die Domain in der Vergangenheit gute Platzierungen in Suchmaschinen erzielt?
  • Historische Daten: Gab es frühere Websites auf dieser Domain? Wenn ja, welchen Inhalt hatten sie?

Er nutzt für die Registrierung spezialisierte Anbieter, die mit einer hohen Frequenz Registrierungskommandos verschicken, um im Moment des Freiwerdens der Domain das erste Registrierungskommando an die Vergabestelle geschickt zu haben. Denn auch hier gilt: »first come, first served«. Gibt es mehr als einen Drop-Catch-Interessenten, wird die Domain höchstbietend versteigert. 

Checkliste: Wann kann ich eine Domain bedenkenlos löschen?

Wenn Sie eine der folgenden 7 Fragen mit »Ja« beantworten, sollten Sie die Löschung der Domain überdenken. Treffen Sie Ihre Entscheidung sorgfältig, bevor Sie die Domain löschen – es könnte mehr auf dem Spiel stehen, als Sie denken.

  1. Verwenden Sie die Domain aktuell für Marketingkampagnen, Werbung oder zur Generierung von Traffic?
  2. Haben Sie E-Mail-Adressen, die die betreffende Domain enthalten? Und sind diese E-Mail-Adressen noch immer relevant oder in Gebrauch – insbesondere als Legitimationsadresse für wichtige Dienste?
  3. Ist der Inhalt der Domain noch aktuell und relevant für Ihr Geschäft oder Ihre Marke?
  4. Liefert die Domain einen messbaren Mehrwert, beispielsweise in Form von Traffic, Leads oder Verkäufen?
  5. Würde das Aufgeben der Domain Ihre SEO-Strategie oder Ihr Ranking für relevante Keywords in den Suchmaschinen negativ beeinflussen?
  6. Könnten Sie die Domain in der Zukunft für eine neue Geschäftsinitiative oder ein neues Projekt benötigen oder könnte die Domain als strategisches Asset für zukünftige Verhandlungen oder Partnerschaften dienen?
  7. Glauben Sie, dass ein Wettbewerber oder sonstiger Dritter ein starkes Interesse an der Domain haben könnte, und könnten Sie damit leben, wenn dieser die Domain registriert?

Warum das Löschen von Domains Ihre E-Mail-Kommunikation gefährdet

Ein oft übersehener Aspekt beim Löschen einer Domain ist die Verbindung zu den damit verknüpften E-Mail-Adressen. Haben Sie jemals über die Konsequenzen nachgedacht, wenn eine von Ihnen ehemals verwendete E-Mail-Adresse in falsche Hände gerät?

Löschen Sie eine Domain, öffnen Sie Tür und Tor für Drop Catcher. Diese können die Domain registrieren und eine sogenannte „Catch-All“-E-Mail-Adresse einrichten. Dies bedeutet, dass alle an diese Domain gesendeten E-Mails – unabhängig vom spezifischen Nutzernamen vor dem @-Zeichen – in ihrem Postfach landen. Dies bietet ihnen die Möglichkeit, sich als Ihr Unternehmen oder Ihre Marke auszugeben und täuschend echte Antworten zu verfassen.

Die Folgen? Vertrauliche Informationen könnten abgefangen, Geschäftsgeheimnisse enthüllt und Kunden oder Partner getäuscht werden. Der Schaden für Ihre Reputation und Ihre Geschäftsbeziehungen kann immens sein. Bedenken Sie daher stets die verborgenen Risiken, bevor Sie eine Domain löschen – besonders, wenn sie mit aktiven oder ehemals aktiven E-Mail-Adressen verknüpft ist.

Aber auch für Privatpersonen kann es gefährlich werden: Viele Online-Dienste verlangen E-Mail-Adressen zur Anmeldung. Nicht alle Dienste, bei denen Sie Ihre E-Mail-Adresse hinterlegt haben, bieten eine Zwei-Faktor-Authentifizierung an. Das macht diese Konten anfälliger für Hacker: Drop Catcher können über Ihre Domain-E-Mail Zugang erhalten oder Passwörter zurücksetzen. So können sie in Ihren Account eindringen, indem sie sich ein neues Passwort an die hinterlegte E-Mail-Adresse senden lassen. 

Praxisbeispiel: Airbnb verlor den Zugriff auf tilt.com

Airbnb verlor den Zugriff auf die wichtige und wertvolle Domain tilt.com, weil die Domainverantwortlichen die Registrierungsinformationen der Domain nicht aktualisiert haben. Dort war eine E-Mail-Adresse mit einer anderen Domain hinterlegt, die auf @crowdtilt.com endete. 

 

Ein Dritter kaufte die ausgelaufene Domain crowdtilt.com und nutzte die damit verbundene E-Mail-Adresse, um Kontrolle über Tilt.com zu erlangen. Danach konnte der Dieb die Domain fast an einen Investor verkaufen – aber der Diebstahl der Domain wurde vorher publik. Dies unterstreicht zusätzlich, wie kritisch es ist, Domain-Informationen aktuell zu halten, da eine einzige E-Mail als Schlüssel zu wertvollen Ressourcen dienen kann.

Drop Catching: Gegenmaßnahmen

Eine Ihrer Domains wurde gelöscht – ob absichtlich oder unabsichtlich durch ein Versäumnis oder eine schlechte interne Abstimmung – und von einem Dropcatcher neu registriert. Sie entscheiden, dass Sie die Domain wieder benötigen. Was nun? Wenn die Domain auf dem Secondary Market angeboten wird, ist ein Rückkauf häufig die günstigere und schnelle Lösung und der Schaden wird minimiert. Was aber, wenn die Domain sehr teuer oder gar nicht angeboten wird?

Wenn Sie feststellen, dass eine Domain bei einem Drop Catcher liegt, sollten Sie folgende Schritte in Betracht ziehen. Mit der richtigen Strategie und Expertise können Sie gegensteuern und Ihre Interessen schützen:

  1. Prüfen Sie, ob Ihre Marke oder Ihr Geschäftsname Schaden nimmt.
  2. Dokumentieren Sie alle festgestellten Rechtsverletzungen und Nutzungen der Domain.
  3. Suchen Sie umgehend den Rat eines Fachanwalts für gewerblichen Rechtsschutz (Domainrecht).
  4. Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Anwalt, ob ein Rückkauf der Domain oder eine Rückforderung sinnvoll ist.
halliburtons.com – Eine Drop-Catch-Registrierung, die über ein UDRP-Verfahren auf den Markeninhaber übertragen wurde

Halliburton Energy Services hat einen Domainstreit gegen den Domaininhaber um die Domain halliburtons.com gewonnen. Die Domain hat der Beschwerdegegner über einen Drop-Catch-Service erworben, nachdem die ursprüngliche Registrierung abgelaufen war. Der Beschwerdegegener hat die Domain halliburtons.com zum Verkauf angeboten und auf der Webseite Pay-per-Click-Links zu konkurrierenden Seiten platziert.

Die Domain unterschied sich nur durch das zusätzliche »s« am Ende der Marke »Halliburton«. Das Panel entschied, dass 1. die Domain in böser Absicht registriert und genutzt wurde, da sie zum Verkauf angeboten wurde und auf konkurrierende Websites verlinkte und 2. die Domain auf Halliburton Energy Services zu übertragen ist.

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Fazit

Beim Umgang mit Domains sollte man stets vorausschauend handeln. Sowohl bei einer aktiven Löschung einer Domain als auch bei der internen Organisation der Domains und Kommunikation, die schlimmstenfalls in einem unbeabsichtigten Domainverlust mündet.

Der eigentliche Preis, den man zahlt, offenbart sich oft erst später. Unabhängig davon, ob Sie ein Unternehmen oder eine Privatperson sind: Verlieren Sie eine Domain an den falschen Registranten, können hohe Kosten entstehen – sowohl für den Versuch, die Domain zurückzugewinnen als auch durch Reputationsschäden. Sicherheitskritisch sind E-Mail-Adressen, die aus der zu löschenden Domain gebildet wurden und noch immer als Legitimation für wichtige Dienste hinterlegt sind.

Es geht nicht nur um das, was Sie direkt einsparen. Es geht um das, was Sie langfristig riskieren. Treffen Sie also kluge Entscheidungen für Ihre Online-Präsenz und denken Sie immer einen Schritt voraus. Nutzen Sie dafür unseren Fragenkatalog und entscheiden Sie strategisch richtig.