Lücken in der Registrierungsstrategie

Domain mit oder ohne Bindestrich verwenden?

Der Bindestrich ist ein Stolperstein bei der Domainregistrierung. Ein Beispiel aus dem Jahr 2013 bringt das gut zur Geltung: Da startete ein Guerilla-Wahlkampf mit der Webseite angelamerkel.de. Statt Infos über die Kanzlerin stolperten Leser hier über SPD-Wahlplakate. Eine schnelle Recherche zeigte: Ein Mann aus Odessa in der Ukraine hatte sich die Webseite ohne Bindestrich gesichert. Die mit Bindestrich? Die gehörte der Kanzlerin.

Wenn Deutsche ihre Domain registrieren, setzen sie oft einen Bindestrich ein. Er trennt die Worte klar und macht die Domain lesbarer und leichter zu merken. Domains ohne Bindestrich bleiben oft links liegen. Doch es kann Sinn ergeben, Bindestriche wegzulassen. In den USA ist genau das normal: Dort registrieren sie ihre Domains ohne Bindestrich. Die US-Domain-Experten nennen den Bindestrich sogar »Todesstrich« (Dash-of-Death). So gut wie niemand kommt auf die Idee, eine Domain mit Bindestrich zu registrieren. Doch auch in Deutschland gibt es Menschen, die keine Bindestriche mögen: Die hessische CDU leitete damals cdu-hessen.de auf cduhessen.de weiter und verzichtet heute sogar auf diese wichtige Weiterleitung.

Achten Sie darauf: Wenn Sie eine Domain mit Bindestrich registrieren, sichern Sie sich auch die Variante ohne Bindestrich. Das betrifft Privatpersonen und wichtige Firmen-Domains.

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Statistiken zu Bindestrich-Domains

  • Unsere Startup-Domain-Studie ergab, dass 6,8 Prozent aller analysierten deutschen Startup-Domains einen Bindestrich enthalten. Eine vergleichbare Studie für US-Startup-Domains ergab, dass dort nur 0,6 Prozent einen Bindestrich enthalten.
  • Verisign, die Vergabestelle für .com gibt an, dass 73 Prozent ihrer täglichen .com-Registrierungen keine Bindestriche oder Zahlen enthalten.

  • Laut datagenetics haben 11,8 Prozent aller .com-Domains einen Bindestrich in der Domain.

  • In England (.uk) enthalten laut dem Nominet Domain Name Industry Report 16,3 Prozent aller Domains einen Bindestrich.

  • Der Anbieter Smart Branding gibt an, dass 2,8 % von 1.000 AI-Unternehmen einen Bindestrich verwenden.

Überlegen Sie bei diesen zwei Fragen, ob Sie beide Domain-Varianten brauchen:

  1. Stört es Sie, wenn ein Konkurrent oder ein Namensvetter mit schlechtem Ruf die Domain ohne Bindestrich nutzt?
  2. Akzeptieren Sie mehr Kommunikationsaufwand und das Verwirrungsrisiko für Nutzer? Zum Beispiel, wenn Sie am Telefon oder in Gesprächen die richtige Domain erklären müssen.

In den meisten Fällen überwiegen die Nachteile der unterlassenen Registrierung im Vergleich zu den Registrierungskosten. Unternehmen, die sich an deutsche Kunden richten, raten wir deshalb:

Eine zusammengesetzte .de Domain oder .com Domain sollte einen Bindestrich enthalten; sie liest sich so leichter. Registrieren Sie zusätzlich die Version ohne Bindestriche und leiten Sie diese auf die Version mit Bindestrich weiter. Zielt Ihre Domain vor allem auf Nutzer in den USA, dann wählen Sie die Version ohne Bindestriche als Hauptdomain. Leiten Sie in diesem Fall die Version mit Bindestrichen auf die Hauptdomain weiter.

Verwenden Sie für Weiterleitungen ein »301-Redirect«. So richten Sie eine Weiterleitung ein. Was für Bindestriche gilt, gilt auch für Umlaute: Es lohnt sich, beide Domains zu registrieren, doch nutzen Sie die Domain ohne Umlaute. Sie führt zu weniger Problemen mit E-Mails. Die Domain mit Umlauten sollte auf die Domain ohne Umlaute weiterleiten.

Prominente Verwechselungen zu Bindestrichen und Umlauten

rtl-info.be: Falschmeldung über Atomexplosion

Eine belgische Nachrichtenseite meldete im Design des belgischen Senders RTL Info, im Atomkraftwerk Tihange habe es eine »atomare Explosion« gegeben. Die Falschmeldung wurde unter der Domain rtl-info.be veröffentlicht. Die echte Domain von RTL ist rtlinfo.be, also ohne Bindestrich. Eine Reihe von Menschen glaubte die Falschmeldung und rief die Notrufnummer 112 an. RTL sah sich zu einer Klarstellung gezwungen.

Wahlkampfslogan: Söder macht’s

Die SPD schnappte dem Spitzenkandidaten der CSU den Wahlkampfslogan »Söder macht’s« weg und registrierte gleich vier Domains:

1. soeder-machts.de,
2. soedermachts.de,
3. söder-machts.de und
4. södermachts.de

und leitete alles auf die Domain soeder-machts.de weiter. Die SPD registrierte alle sinnvollen Varianten, also mit/ohne Bindestrich und mit/ohne Umlaut.

Die Reaktion der CSU – auf den Hashtag #derechtesoedermachts und die Domain derechtesoedermachts.de auszuweichen – verlief ernüchternd. Obwohl alle vier wichtigen Domains (derechtesoedermachts.de, der-echte-soeder-machts.de, derechtesödermachts.de und der-echte-söder-machts.de) registriert wurden, unterschätze die CSU die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns Muster zu suchen und zu ergänzen. So lasen viele User nicht »der echte Söder macht’s« sondern »der rechte Söder macht’s«. Hier finden Sie die ganze Geschichte: Wie die CSU verzweifelt versucht, den PR-Streich der SPD auszubügeln.

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Bindestriche aus der SEO-Perspektive

Aus der Google-SEO-Perspektive haben Bindestriche in der Domain keine nennenswerte Auswirkungen.

John Mueller auf Mastodon

John Mueller antwortet auf die Frage: »In the domain name, is the use of dash ( – ) recommended or not?«.

– It’s fine
– Pick a domain name for your brand for the long run, don’t just collect keywords (the common reason for dashes). Build out a domain.
[…]
– Your domain name is never going to make or break your SEO.

Nach seiner Auffassung haben Bindestriche keine Relevanz für das Ranking.

 

Search of the Record. Episode 62

Martin Splitt: But would you rather click on passport-photos.com or passportphotos.com?

Gary Illyes: Anything that’s in the URL can be technically manipulated by the site owner. So we probably don’t want to put that much weight on that kind of input. Which means that in ranking, it might not help as much as people think it does. […] So basically, whether you put a dash there or not, from a Google or Steve perspective, not or, and perspective, it shouldn’t matter. […] But then if you go down the UX perspective, then having the domain name with a dash is probably more readable.

Fazit aus der SEO-Perspektive

Die Frage, ob man einen Bindestrich in der Domain verwenden sollte, wird und sollte nicht von der SEO-Strategie geprägt sein. Ein Bindestrich ist kein SEO-Relevanzkriterium. Auch Illyes hebt die bessere Lesbarkeit hervor, obwohl in den USA in Domain selten Bindestriche verwendet werden.

Kostenlose Checkliste

Mit und ohne Bindestrich, mit oder ohne Umlaute? Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Schreibweisen Ihrer Domainnamen Sie bereits registriert haben, lohnt sich eine Domain-Inventur! Mit unserer praktischen Checkliste verschaffen Sie sich einen Überblick.

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stefan-kerth.de

Die Ostsee-Zeitung berichtete über den Wahlkampf in Vorpommern-Rügen. Danach registrierte ein Mitglied der CDU Vorpommern-Rügen zwei Domains, die dem Namen des SPD-Kandidaten Stefan Kerth entsprachen: stefan-kerth.de mit und ohne Bindestrich. Der Registrant machte die Rückgabe der Domains an die SPD von einer Spende an die Stralsunder Kitas abhängig.

Kopftücher unter hc-strache.at

Heinz-Christian Strache war der österreichische Bundesminister für öffentlichen Dienst und Sport und Parteivorsitzender der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und forderte ein Kopftuchverbot für öffentliche Bildungseinrichtungen. Unter der Domain hc-strache.at wurde daraufhin ein Webshop für Kopftücher angekündigt. Die Erlöse sollten Flüchtlingen zu Gute kommen. Der Streit eskalierte mit einem Antrag auf eine einstweilige Verfügung und Unterlassung durch Herrn Strache. Die Domainvariante ohne Bindestrich leitete damals auf die URL der FPÖ.

afd-ostfriesland.de: Refugees welcome * Bring your families

Der Herausgeber einer philosophischen Zeitung registrierte die Domain www.afd-ostfriesland.de und platzierte einen AfD-inkompatiblen Text prominent auf der Website: »Refugees welcome * Bring your families«. Die Domain wurde inzwischen auf die AfD übertragen. Die Domain ohne Bindestrich (www.afdostfriesland.de) ist frei.