Search-Engine-Poisoning – manipulierte Suchergebnisse erkennen und verhindern

In einer Welt, in der Suchmaschinen zu unserem täglichen Navigationswerkzeug geworden sind, beantworten sie meist zuverlässig unsere Fragen und leiten uns zu den gewünschten Online-Zielen. Doch diese Zuverlässigkeit wird bedroht, wenn Dritte Suchmaschinen wie Google zu ihrem Vorteil manipulieren. Willkommen in der Welt des Search-Engine-Poisoning, einer Praxis, die sowohl für Unternehmen als auch für Nutzer unangenehme Folgen haben kann.

Was ist Search-Engine-Poisoning, was ist SEO-Poisoning und wie funktioniert es?

Search Engine Poisoning (SEP) beschreibt eine Taktik, bei der Cyberkriminelle Suchmaschinen manipulieren, um schädliche Websites in den Suchergebnissen besser zu platzieren. Diese Manipulation lenkt arglose Nutzer auf Seiten, die oft Schadsoftware verbreiten oder Phishing-Fallen darstellen. SEP beeinflusst sowohl die Suchmaschinenwerbung als auch die organischen Suchergebnisse. SEP greift deshalb auf SEO-Techniken (Search-Engine-Optimization) und SEA-Strategien (Search-Engine-Advertising) zurück. In diesem Artikel fokussieren wir uns auf SEP und seine Auswirkungen auf beide Aspekte der Suchergebnisse.

Malvertising

Malvertising, eine Kombination aus »Malware« und »Advertising«, beschreibt die Praxis, Online-Werbung zu nutzen, um Schadsoftware zu verbreiten. Werbetreibende täuschen dabei oft seriöse Anzeigenplattformen, um ihre bösartigen Anzeigen zu schalten. Auch Google Ads ist als eine der großen Anzeigenplattformen von dieser Praxis betroffen. Klickt ein Nutzer auf solch eine Anzeige, kann sich unbemerkt Malware installieren. Diese reicht von Spionagesoftware bis zu Erpressungstrojanern.

Beispiel ESTA: Wie Betrüger Reisende täuschen

Ein markantes Beispiel für solche Aktivitäten waren gefälschte ESTA-Antragsseiten, die durch SEO-Poisoning in den Suchergebnissen erschienen. ESTA, das Electronic System for Travel Authorization, ist ein Online-System der Vereinigten Staaten, das Staatsangehörigen bestimmter Länder erlaubt, ohne Visum einzureisen. In der Vergangenheit wurden einige Nutzer, die nach ESTA suchten, auf fragwürdige Websites gelockt, die sich als offizielle ESTA-Dienste ausgaben.

Diese Websites boten Unterstützung bei der Antragstellung und suggerierten, dass die Nutzer eine Art Premium-Service erhalten, der eine reibungslose Genehmigung ihres Antrags gewährleisten würde. Tatsächlich jedoch verlangten diese Seiten einen hohen Aufpreis für ihre „Dienste“, oft ohne klar darauf hinzuweisen, dass sie nicht mit den offiziellen Regierungsstellen verbunden sind. Nutzer, die in der Annahme, auf der echten ESTA-Seite zu sein, ihre sensiblen Daten eingaben und die überhöhten Gebühren zahlten, erhielten oft nur eine Leistung, die sie direkt auf der offiziellen Webseite des Department of Homeland Security kostenlos oder gegen eine reguläre, weitaus niedrigere Gebühr hätten bekommen können.

Das Ausmaß dieses Problems wurde besonders deutlich, als Berichte aufkamen, dass eine signifikante Anzahl von Reisenden betroffen war. Die betroffenen Nutzer wurden nicht nur finanziell geschädigt, sondern setzten auch ihre persönlichen Daten einem Risiko aus. 

Diese Vorfälle unterstreichen die Notwendigkeit für Internetnutzer, besonders wachsam zu sein. Sie sollten stets sorgfältig überprüfen, ob sie wirklich auf der offiziellen Webseite einer Regierungsbehörde gelandet sind.

Welche Unternehmen sind gefährdet?

Search-Engine-Poisoning stellt für zahlreiche Unternehmen eine ernsthafte Bedrohung dar. Das Risiko solcher Attacken schwankt allerdings erheblich – abhängig von Faktoren wie dem Bekanntheitsgrad der Marke, deren Marktpräsenz und der Art der Suchanfragen.

Große, weltweit bekannte Marken wie Apple und Amazon sind weniger anfällig für SEO-Poisoning, wenn ausschließlich nach der Marke gesucht wird, da ihre Domains eine außerordentlich hohe Autorität bei Suchmaschinen haben und die meisten Nutzer direkt auf bekannte und vertraute Domains wie apple.com oder amazon.de zugreifen. Bei Suchanfragen, die die Marke mit weiteren Keywords ergänzen, kann das wiederum anders aussehen.

Kleinere oder weniger bekannte Unternehmen, die sich durch geringeres Suchvolumen und schwächere Konkurrenz auszeichnen, stehen verstärkt im Fokus von SEO-Poisoning. Fehlt ihnen die robuste Online-Präsenz und Autorität etablierter Marken, fallen ihre Suchergebnisse leichter manipulativen Angriffen zum Opfer. Cyberkriminelle nutzen die geringere Sichtbarkeit dieser Marken geschickt aus, um gefälschte Websites in den Suchergebnissen nach oben zu katapultieren. Dadurch steigt das Risiko erheblich, dass unachtsame Nutzer auf schädliche Inhalte hereinfallen. Für solche Unternehmen wird es daher umso dringlicher, effektive Schutzmaßnahmen gegen SEO-Poisoning zu implementieren, da sie nicht auf dieselbe natürliche Sicherheit durch Suchmaschinen zählen können, wie es bei größeren Marken der Fall ist.

Jenseits der Größenunterschiede zwischen Unternehmen gibt es Branchen, in denen Unternehmen unabhängig ihrer Größe aufgrund der Natur ihrer Dienstleistungen oder Produkte ein erhöhtes Risiko für SEO-Poisoning aufweisen:

1. E-Commerce-Plattformen: Diese Unternehmen sind besonders anfällig, da ein hohes Suchranking direkt zu Verkaufszahlen führen kann. Angreifer könnten versuchen, gefälschte Shops zu erstellen, die ähnliche Produkte anbieten, um Traffic abzufangen und potenziell Kunden zu täuschen.

2. Finanzdienstleister: Banken, Kreditunternehmen und andere finanzielle Institutionen sind häufige Ziele wegen der sensiblen Informationen, die sie verarbeiten. Phishing-Angriffe, die durch SEO-Poisoning erleichtert werden, können zu Datendiebstahl und finanziellen Verlusten führen.

3. Gesundheitssektor: Mit dem Anstieg der Online-Suche nach Gesundheitsinformationen und -diensten, könnten bösartige Akteure gefälschte Gesundheitsprodukte oder -dienste bewerben, die Verbraucher täuschen. Insbesondere bei Medikamenten ist höchste Umsicht geboten, da die Schäden beim Menschen, der Marke oder dem Umsatz immens sein können.

4. Software- und Technologieunternehmen: Da diese Unternehmen oft Downloads anbieten, könnten Hacker gefälschte Websites erstellen, die bösartige Software enthalten, die als legitime Updates oder Programme getarnt ist.

5. Reise- und Freizeitbranche: Hotels, Fluglinien und Reiseagenturen sind Ziele für SEO-Poisoning, weil viele Buchungen und Transaktionen online erfolgen und Affiliate-Provisionen gezahlt werden.

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Affiliate-Advertiser sind gefährdet

Affiliates könnten beispielsweise Search-Engine-Poisoning nutzen, um ihre eigenen Affiliate-Seiten bei Suchanfragen für die Marke in den Suchergebnissen höher als die des Advertisers ranken zu lassen – insbesondere, wenn der Advertiser in einem Land keine eigene Online-Präsenz hat. Affiliates können Webseiten erstellen, die den Anschein erwecken, direkte Vertreter des eigentlichen Unternehmens zu sein, oder sie könnten falsche Angebote und übertriebene Versprechen verwenden, um Nutzer zum Kauf zu motivieren.

Für das Unternehmen, das das Affiliate-Programm betreibt, kann dies mehrere Probleme verursachen:

1. Ungerechtfertigte Affiliate-Provisionen: Der Advertiser zahlt Provisionen für Verkäufe, die durch vertragswidrige oder betrügerische Mittel generiert wurden. Der Advertiser vergütet somit Transaktionen, die nicht auf echtem Kundeninteresse, sondern auf Irreführung basieren und meist vertraglich ausgeschlossen sind. 

2. Markenschädigung: Wenn Kunden schlechte Erfahrungen mit einem Affiliate machen, der irreführende Praktiken verwendet, kann dies den Ruf des Unternehmens beschädigen. Kunden verbinden die negative Erfahrung mit der Marke, nicht mit dem Affiliate.

3. Unfaire Konkurrenz: Ehrliche Affiliates, die sich an die Regeln halten und qualitativ hochwertigen Content bieten, werden durch die black-hat SEO/SEA-Praktiken benachteiligt. Dies kann dazu führen, dass legitime Partner demotiviert werden und sich von dem Programm abwenden.

Suchmaschinenergebnisse über »Brand Bidding« manipulieren 

Beim »Brand Bidding« geht es darum, in der Suchmaschinenwerbung (SEA) gezielt auf geschützte Markennamen oder -begriffe zu bieten. Werbetreibende ersteigern dabei Werbeplätze für Schlüsselwörter, die typischerweise mit den Namen oder Produkten eines Konkurrenten oder Dritten assoziiert werden.

Affiliates und Angreifer setzen Brand Bidding und SEA-Strategien ein, um gezielt Nutzer auf ihre Webseiten umzuleiten. Die attraktive Positionierung an vorderster Stelle in den Suchergebnissen spielt dabei eine Schlüsselrolle. Obwohl die Kosten pro Klick (CPC), das kontinuierliche Monitoring durch SEA-Advertiser und regulatorische Werberestriktionen die Risiken schädlicher SEA-Kampagnen mindern können, bleibt Vorsicht geboten. Unternehmen sollten aufmerksam verfolgen, ob Dritte auf ihre spezifischen Unternehmenskeywords bieten, gerade wenn sie selbst keine Google-Werbung schalten. Insbesondere für diese Gruppe, die keine eigene SEA betreibt, besteht ein erhöhtes Risiko des Missbrauchs durch Brand Bidding.

Wie können Unternehmen ihre Kunden schützen?

Aus Unternehmenssicht erfordert der Schutz vor Search-Engine-Poisoning ein vorausschauendes Handeln und eine ständige Überwachung. Unternehmen sollten Folgendes etablieren:

  1. Ein Frühwarnsystem, das ungewöhnliche Veränderungen in den Suchmaschinenplatzierungen und der Suchmaschinenwerbung erkennt und automatisierte Alarme auslösen kann 
  2. Für Advertisers: Regelmäßige Audits der Affiliates hinsichtlich ihrer SEO/SEA-Praktiken, um sicherzustellen, dass keine manipulativen Taktiken eingesetzt werden. Es ist wichtig, klare Vertragsbedingungen (z. B. das Verbot von black-hat SEO/SEA-Praktiken) für Affiliates zu vereinbaren und durchzusetzen.
  3. Aktive Markenüberwachung: Verwendung von Brand-Monitoring-Tools, um unerlaubte Verwendung von Firmennamen zu erkennen und darauf zu reagieren.
  4. Mitarbeiter sollten über die Gefahren von Search-Engine-Poisoning informiert werden. Darüber hinaus ist es für Unternehmen unerlässlich, mit Suchmaschinenanbietern zusammenzuarbeiten, um gefälschte Seiten zu entfernen.

Quick-Fix-Tipp für SEO-Poisoning

Eine gezielte SEA-Kampagne kann SEO-Poisoning bekämpfen, primär, wenn die manipulierten Suchergebnisse noch nicht entfernt werden konnten. Folgende Gründe sprechen für eine SEA-Kampagne:

  1. Sofortige Sichtbarkeit: SEA ermöglicht es, schnell in den Suchergebnissen an oberster Stelle zu erscheinen, also vor den manipulierten organischen Ergebnissen. Dies bedeutet, dass Unternehmen ihre offiziellen Angebote sofort sichtbar machen können, selbst wenn SEO-Poisoning die organischen Suchergebnisse beeinflusst.
  2. Kontrollierte Botschaften: Mit SEA haben Unternehmen die volle Kontrolle über den Inhalt und die Darstellung ihrer Anzeigen. Dies ermöglicht es ihnen, klare und authentische Botschaften zu kommunizieren, um Verwirrung durch gefälschte SEO-Ergebnisse zu vermeiden.
  3. Messbarkeit und Anpassungsfähigkeit: SEA-Kampagnen bieten detaillierte Analysemöglichkeiten, um die Effektivität der Anzeigen zu beurteilen und sie bei Bedarf anzupassen. So können Unternehmen schnell auf Veränderungen im Nutzerverhalten oder neue Taktiken der Angreifer reagieren.
  4. Bewusstsein und Vertrauen: Durch die Präsenz in den bezahlten Suchergebnissen können Unternehmen das Bewusstsein für ihre Marke stärken und Vertrauen bei den Nutzern aufbauen, was besonders wichtig ist, wenn die Integrität durch SEO-Poisoning untergraben wird.

Ebenso wichtig ist die Aufklärung der Konsumenten, sodass diese lernen, offizielle Kanäle von inoffiziellen zu unterscheiden und betrügerische Angebote zu erkennen. Durch die Kombination aus technischen Überwachungstools und klaren Verhaltenskodizes für Affiliates kann das Risiko von Search-Engine-Poisoning eingedämmt und der Schutz von Marke, Kunden und ehrlichen Affiliates gewährleistet werden.

Wie schütze ich mich als Nutzer vor Search-Engine-Poisoning?

Ein wirksamer Schutz vor Search-Engine-Poisoning beginnt für Nutzer mit einer grundlegenden Skepsis gegenüber Suchergebnissen. Es ist entscheidend, die Seriosität einer Website genau zu überprüfen, bevor persönliche Daten eingegeben oder Inhalte heruntergeladen werden. Dazu sollten Nutzer mehrere Schritte beachten:

  • Die URL genau prüfen: Sowohl im Suchergebnis als auch in der Adresszeile des Browsers sollte die URL sorgfältig kontrolliert werden.
  • Offizielle Seiten besuchen: Insbesondere bei sensiblen Transaktionen oder beim Umgang mit persönlichen Daten ist es ratsam, ausschließlich offizielle und verifizierte Websites zu nutzen.
  • Sicherheitssiegel suchen: Achten Sie auf anerkannte Sicherheitssiegel auf Webseiten, um deren Vertrauenswürdigkeit zu bestätigen.
  • Nutzerbewertungen lesen: Informieren Sie sich auf Plattformen, die Nutzerbewertungen anbieten, um die Erfahrungen anderer mit der Webseite zu berücksichtigen.
  • Browser-Erweiterungen installieren: Der Einsatz von Sicherheitserweiterungen im Browser, die vor gefährlichen Webseiten warnen, kann ein zusätzlicher Schutz sein.

Die Kombination aus diesen Vorsichtsmaßnahmen, bewusstem Verhalten und dem Einsatz technologischer Hilfsmittel bildet eine solide Basis, um sich als Nutzer vor Search-Engine-Poisoning zu schützen.

Fazit

Search-Engine-Poisoning bedroht Unternehmen und Nutzer subtil und fordert beide fortlaufend heraus. Nur durch Wachsamkeit, technologische Maßnahmen und Bildung können wir uns effektiv gegen diese Manipulation schützen.

Besonders betroffen sind kleinere, weniger bekannte Unternehmen und Branchen mit hohem Online-Suchaufkommen. Die manipulierten Suchergebnisse führen nicht nur zu finanziellen Verlusten und Markenschäden für Unternehmen, sondern gefährden auch die Sicherheit und das Vertrauen der Nutzer in Unternehmen oder staatliche Stellen.

Für den Nutzer ist ein bewusster Umgang mit Suchergebnissen unumgänglich. Es gilt, die Glaubwürdigkeit von Websites zu prüfen, bevor sensible Daten eingegeben oder Transaktionen getätigt werden.