Die Internetverwaltung ICANN hat das so genannte digitale Bogenschießen abgebrochen. Mit diesem Verfahren („Batching“), das am 8. Juni gestartet wurde und drei Wochen dauern sollte, wollte die ICANN die Reihenfolge ermitteln, in der die Bewerbungen für die neuen Domain-Endungen evaluiert werden.
Wenige Tage vor dem Ende der dreiwöchigen „Batching“-Phase kommt für das bei vielen Bewerbern umstrittene Bogenschießen nun das Aus – zumindest bis auf weiteres. Grund dafür sind Unregelmäßigkeiten bei der Ermittlung des Zeitstempels, der für jede einzelne Bewerbung entscheidend ist. Da bislang nur für rund 20 Prozent der New-gTLD-Bewerbungen ein Zeitstempel ermittelt wurde, entschloss sich die Internetverwaltung für den Abbruch des Verfahrens.
Wie es mit dem digitalen Bogenschießen nun weitergeht, ist unklar. Derzeit seien unabhängige Firmen mit Tests am „Batching“-System beauftragt, um das Software-Problem zu analysieren, heißt es in einer Stellungnahme der ICANN. Es ist denkbar, dass das Bogenschießen komplett gestoppt wird, da die Kritik sowohl an dem Verfahren an sich als auch an der technischen Umsetzung in der Domain-Branche in den vergangenen Wochen immer lauter wurde. Vor wenigen Tagen sprach sich sogar das Governmental Advisory Committee (GAC), das die ICANN in rechtlichen Fragen berät, für den Stopp des Bogenschießens aus.
Bei der an diesem Wochenende in Prag beginnenden 44. ICANN-Konferenz dürfte das Thema „Batching“ nun ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Gut möglich, dass das Bogenschießen kassiert wird und die 1.930 New-gTLD-Bewerbungen in den kommenden Monaten stattdessen gleichberechtigt und in einem einzigen Prozess evaluiert werden. Das Geschäftsmodell einiger Dienstleister, die New-gTLD-Bewerbern besonderes gute Trefferquoten beim Bogenschießen versprechen, wäre somit zerstört. Die große Mehrheit der Bewerber hatte bislang aber ohnehin noch nicht am Bogenschießen teilgenommen, wie die heutige Erklärung der ICANN indirekt verrät.