Die Publikationsplattform Medium.com steht für ein reduziertes, minimalistisches Design. Passend dazu gibt es auch Programme, mit denen man einfach auf Medium publizieren kann, wenn man die Texte nicht im Browser schreiben möchte. Diese Software hat zudem den Vorteil, dass alle Texte zusätzlich als Backup existieren und leicht in andere Formate exportiert werden können.
Seitdem Medium eine eigene API anbietet, unterstützen mehrere minimalistische Mac-Schreibprogramme die Medium-API. Dazu gehören: Byword, iA Writer und Ulysses von der deutschen Softwareschmiede The Soulmen aus Leipzig. Die gerade aktualisierte iOS Version von Ulysses, die jetzt auch das iPhone unterstützt, ermöglicht nun ebenfalls eine Veröffentlichung auf Medium. Wie Sie Ihre eigene Domain mit Medium.com verwenden und Medium.com mit dem Mac-Programm Ulysses verknüpfen, haben wir bereits in einer Anleitung beschrieben.
Die Kombination aus eigener Domain, Ulysses und Medium.com ist eine sehr elegante Kombination für kleine Unternehmen, Autoren und Blogger, die eine einfache Schreib- und Publikationsplattform suchen. Sie lässt mehr Zeit, sich auf Inhalte zu konzentrieren und reduziert die lästigen administrativen Aufgaben, die bei der Pflege eines selbst gehosteten Blogs mit WordPress anfallen.
So elegant die Verknüpfung der eigenen Domain mit Medium.com und Ulysses auch ist, die Lösung hat noch mit Kinderkrankheiten zu kämpfen. Nachdem die API erst seit dem 19. November 2015 verfügbar ist, kann sich hier in den nächsten Monaten noch vieles verbessern. Wir haben Ihnen die wichtigsten Einschränkungen zusammengestellt, also den Preis den Sie für die Vereinfachung der Schreibumgebung zahlen.
Medium: Keine Rückdatierung von Artikeln
Artikel können bei einem Umzug eines existierenden Blogs nicht zurückdatiert werden.
Medium: Kein Google Analytics
Aktuell lässt sich Google-Analytics nicht integrieren. Dafür steht eine rudimentäre Statistik-Funktion zur Verfügung, die sowohl über das eigene Profil, als auch die Medium-App abgerufen werden kann.
Ulysses: Keine direkte Veröffentlichung
Es ist nicht möglich, in einem Schritt einen Artikel direkt aus Ulysses auf Medium zu publizieren. Statt dessen generiert Ulysses einen Entwurf, den man dann in seinem Browser oder der Medium-App mit wenigen Klicks publiziert. Ulysses begründet den Zwischenschritt über einen Entwurf folgendermaßen:
You may wonder why we don’t allow you to really publish from Ulysses, as in “publish a story, not just a draft”. For one, Medium’s API has just been released, and we wanted to stay on the safe side. We don’t want you to accidentially publish something you didn’t intend to, or in a state you didn’t mean to make available to the public. Plus, some of Medium’s advanced options, such as pull quotes and fancy header images, are not available yet, so we figured you might love to tinker around a bit, before you really commit your piece.
Ulysses: Upload von Bildern über Ulysses
Im Gegensatz zu reinen Markdown-Editoren ist es in Ulysses möglich, Bilder direkt in den Artikel zu integrieren und dann direkt an Medium zu übertragen. Der Entwurf beinhaltet also alle Bilder, die in Ulysses in den Artikel eingefügt wurden. Sofern diese Bilder als Header-Images breiter dargestellt werden sollen, ist es nicht möglich, dies in Ulysses oder der Entwurfsansicht im Webbrowser nachträglich auf die volle Breite zu ändern. Nur wenn das Bild direkt in den Browser (Drag-and-drop) eingefügt wird, stehen alle Medium-Darstellungsoptionen für Bilder zur Verfügung.
Ulysses/Medium: Kein Update der Artikel aus der App
Entwürfe oder veröffentlichte Artikel können nicht nachträglich über Ulysses geändert werden. Änderungen können nur über die Web-Ansicht vorgenommen werden. Sofern die Versionen in Ulysses und die veröffentliche Version auf Medium übereinstimmen sollen, müssen die Änderungen also doppelt vorgenommen werden. Alternativ können Sie auch den Artikel neu publizieren, was allerdings das Datum des Artikel ändert und existierende Kommentare löschen würde, wenn Sie die alte, fehlerhafte Version löschen. Der Kommentar von Ulysses lässt auf eine Verbesserung hoffen:
Lastly… we all make mistakes, and right now there’s no way for us to allow updating your stories from within Ulysses. So again, we figured it would be best to do drafts, since you can have as many drafts as you like, mistakes and all. Plus, this will only get better in the future, so there’s room for anticipation and excitement at your end, too.
Der Grund liegt hier nicht bei Ulysses, sondern bei der Medium-API. Daniel Jalkut hat in seinem Artikel Medium’s New API einige interessante Anmerkungen zur Medium API zusammengetragen:
Unfortunately, the interface also does not support amending the contents of any post that has been published. So, for example, if you’ve discovered moments after publishing that you left a nagging typo, or got a link wrong (it happens all the time), the API offers no capacity to redo the submission, replacing the contents of the post with updated values.
Ulysses: Duplicate content
Wer weiterhin sein WordPress-Blog unter seiner bestehenden URL unterhalten möchte und zusätzlich auf Medium.com publizieren möchte, fragt sich sicherlich, ob es zu einer Abwertung durch Google kommt oder der Medium-Artikel das eigene Blog in der Suchergebnissen verdrängt. Medium hat hierfür ein WordPress-Plugin geschrieben, das den WordPress-Artikel auch auf Medium veröffentlicht und zusätzlich den Original-Artikel auf WordPress über eine canonical URL bestimmt:
Laut Jalkut ist in der API die Angabe einer canonical URL vorgesehen:
One of the most unique aspects to Medium’s API is the provision for specifying a canonical URL and license on a post being submitted to the service. The canonical URL refers to another web location that should be considered the original, or most authoritative version of a post, while the license designates whether the post’s copyright terms stipulate a post is sharable as public domain or under a particular Creative Commons license.
One of the criticisms of Medium over the past couple years has been the extent to which it encourages writers to abandon their own custom domain names in favor of a proprietary Medium.com based soapbox. These attributes encourage writers who favor their own canonical web sites to nonetheless engage in Medium’s network of readers, writers, and commenters.
Leider sind canonical URLs noch nicht in der OSX-Version von Ulysses vorhanden.
Medium: Titel
Derzeit ist es nicht möglich, explizit eine Artikelüberschrift zu definieren. Das führt beispielsweise dazu, dass auch nicht sichtbare Kommentierungen in Ulysses bei der Publikation auf Medium als Überschrift erscheinen können, wenn Sie ganz am Anfang des Textes stehen. Eine derartige Überschrift lässt sich auch nicht mehr ändern. Jalkut kommentiert die Defizite:
It would be better, in my opinion, if the API designated a more fail-safe mechanism for ensuring that a specific title is used as a visible title heading for a post.
Fazit
Die Integration von Medium in Ulysses steht noch am Anfang. Da die Medium-API erst vor kurzem veröffentlicht wurde und sich weiter entwickeln wird, sind hier noch viele Verbesserungen zu erwarten. Ulysses wurde über Jahre hinweg kontinuierlich weiter entwickelt. Wir sind daher guter Hoffnung, dass hier noch einiges verbessert wird.