Generische Domain-Endungen, die eigentlich keine sind
Vor kurzem verschickte mein Team einen Newsletter zum Thema .co-Domains. Wir gingen auf die unterschiedlichen Möglichkeiten ein, diese Endung zu nutzen. Ob für .COmpanies, .COmmunication oder .COntent: es gibt nur wenige Domain-Endungen, mit denen so viele verschiedene Begriffe assoziiert werden können.
Das Feedback auf diesen Newsletter war enorm: viele Kunden meldeten sich mit der Frage zurück, ob die Endung .co denn nicht mehr für Kolumbien stünde oder schickten eigene Vorschläge, was .co bedeuten könnte. Cocker Spaniel und Kohlenstoffmonoxid sind nur zwei Beispiele von vielen.
Natürlich haben wir Kolumbien nicht die Länder-Endung gestohlen. Aber schon kurz nach dem Start der Registrierungsphase zeigte sich, dass .co bei vielen der gesicherten Domains nicht im ursprünglichen Sinn verwendet wird. Obwohl die „zweckentfremdeten“ Bedeutungen bei .co tatsächlich vielfältiger sind als bei anderen Top Level Domains, ist die Endung dennoch kein Einzelfall.
Ein prominentes Beispiel ist etwa die Domain last.fm, unter der ein Internetradio gehostet wird. Hier hat sich FM als Abkürzung für Frequenzmodulation gegenüber der eigentlichen Bedeutung durchgesetzt, nämlich der Länder-Endung der Föderierten Staaten von Mikronesien.
Sollte das jeweilige Land nicht eigentlich dafür sorgen, dass die eigene Domain-Endung nicht unter völlig „falschen“ Bedeutungen verwendet wird? Immerhin könnte das der Reputation schaden. So kann man es natürlich sehen. Allerdings sind mit guten Domain-Namen inzwischen auch entsprechende finanzielle Beträge verknüpft. Diese Chance haben einige Länder erkannt und nutzen sie konsequent. Da gibt es beispielsweise einen nur 26 Quadratkilometer großen Inselstaat im Stillen Ozean, der aufgrund fehlender Rohstoffe und qualifizierter Arbeitskräfte wirtschaftlich kaum Entwicklungsmöglichkeiten hat. Unabhängig davon wird den acht Inseln eine Domain-Endung zugesprochen, in diesem Fall .tv als Abkürzung für Tuvalu. Da TV schlicht und ergreifend öfter mit dem Begriff Television in Verbindung gebracht wird als mit Tuvalu, wurde die Firma DotTV gegründet. Sie bringt .tv-Domains ganz gezielt als DIE Fernseh-Adresse im Netz an den Markt und sicherte Tuvalu im Gegenzug 50 Millionen US-Dollar zu, die in jährlichen Raten ausgezahlt werden. Der Inselstaat wiederum konnte von den Einnahmen unter anderem die Aufnahmegebühr für die Vereinten Nationen bezahlen.
DJs, die sich Adressen unter .dj für Djibouti sichern oder Second-Life-Spieler, die ihre Adresse unter .sl (Sierra Leone) beziehen, sind in bester Gesellschaft mit waschechten Bayern, welche die Endung Weißrusslands (.by) kurzerhand für etwas Lokalkolorit zweckentfremden. Ob man dem Ganzen nun positiv oder negativ gegenübersteht: im Endeffekt zeigt sich gerade bei diesen Domain-Endungen, dass das Internet eben nicht von Regeln und Vorgaben lebt, sondern von den Menschen, die sich darin bewegen. Hin und wieder entwickeln sich die Dinge dann zwar anders als erwartet (wie im Fall von .co) was auf der anderen Seite aber auch eine große Chance sein kann. Nicht nur für kleine Inselstaaten!