Nach dem unplanmäßigen Stopp des digitalen Bogenschießen am vergangenen Samstag hat die Internetverwaltung ICANN das umstrittene Verfahren im Zuge der Einführung neuer Domain-Endungen (New gTLDs) am Donnerstag endgültig beerdigt.
Bei der 44. ICANN-Konferenz in Prag verabschiedete das New-gTLD-Komitee eine Resolution, die das vorzeitige Ende der vielfach kritisierten Prozedur („Batching“) bedeutet, durch die die Reihenfolge ermittelt werden sollte, in der die Bewerbungen für neue Domain-Endungen evaluiert werden.
„Das New-gTLD-Programm-Komitee weist den Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden an, das digitale Bogenschießen abzubrechen.“
Wie es nun weitergeht, ist derzeit noch unklar. ICANN-Mitarbeitern wurde in Prag ein Maulkorb erteilt. Niemand darf sich derzeit offiziell über den weiteren Ablauf des New-gTLD-Programms äußern. Wahrscheinlich ist, dass eine offene Kommentierungsphase gestartet wird, in der sich sämtliche Bewerber zum Thema äußern dürfen.
Dass Diskussionsbedarf besteht, ist bereits in den vergangenen Tagen und Wochen deutlich geworden. So hatten mehrere Bewerber und auch das Governmental Advisory Committee (GAC) das digitale Bogenschießen kritisiert und sich für anders strukturierte Verfahren ausgesprochen. Allerdings gab es auch Befürworter des Bogenschießens – allen voran Dienstleister wie Pool.com, die technische Lösungen entwickelt hatten, mit denen Bewerber angeblich besonders gute Trefferquoten erzielen sollten.
„Batching“-Dienstleister kritisiert ICANN-Entscheidung
Kein Wunder, dass Pool.com-Chef Richard Schreier den Stopp des Bogenschießens nun kritisiert. Die ICANN solle künftig an ihren Entscheidungen festhalten, sagte Schreier am Donnerstag in Prag. Darüber hinaus kritisierte er, dass New-gTLD-Bewerber, die nicht an der Konferenz teilnahmen, gar nicht erst nach ihrer Meinung bezüglich des Bogenschießens gefragt worden seien.
Angesichts der andauernden Querelen im Zuge der Einführung neuer Internet-Domains droht sich der Start der neuen TLDs zu verzögern. Am ursprünglichen Zeitplan, wonach in der zweiten Jahreshälfte 2012 die ersten 500 Bewerbungen evaluiert werden sollten, kann nach dem aktuellen Stand der Dinge jedenfalls nicht festgehalten werden.